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30 Jahre Bus-Abenteuer

30 Jahre Bus-Abenteuer

Von Toulouse nach Stockelsdorf und noch viel weiter

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Die letzten Wochen waren für das Team von Pascal Schlemo aufregend. Die Kfz-Werkstatt aus Stockelsdorf wurde mit der Restauration eines deutsch-französischen VW-Busses betraut und kann nun – viele Arbeitsstunden später – stolz auf das Ergebnis ihrer Mühen blicken. Die Karosserie des Oldtimers erstrahlt im saftigen Originalgrün und gilt nach ihrer Schönheitskur als fast neuwertig. Ein unabhängiges Gutachten hat den Stockelsdorfern eine hervorragende Restauration bestätigt. Alle Beteiligten, der Auftraggeber und die Fachkräfte atmen nun erst einmal durch. Auch für Kfz-Profis mit langjähriger Erfahrung ist die Restauration eines VW-Werk-Schätzchen aus den 80ern, das für eine Familie über drei Generationen zum wahren Schatz geworden ist, keine Routineaufgabe. Viel Verantwortungsgefühl und auf der anderen Seite Vertrauen gehören dazu.

Der vom Großvater in 1000 Arbeitsstunden ausgebaute Innenraum sollte natürlich nicht beschädigt werden. Der Grünton musste perfekt getroffen werden, da nur eine Außenlackierung vorgesehen war. Klar – die Übergänge zum Innenraum müssen passen. Und überhaupt gilt es bei einer Oldtimer-Restauration vieles zu beachten, denn einiges kann auch schiefgehen. Deshalb schwingt immer ein wenig Vorsicht mit, wenn man das gute Stück in fremde Hände gibt. Doch das Vertrauen in Pascal Schlemo war vorhanden und wurde nicht enttäuscht. Der Bruder des heutigen Besitzers wohnt in Lübeck und kennt die Autowerkstatt seit Jahren. Seine Empfehlung fand schließlich Anklang und so entschied man sich im Süden Frankreichs für einen Kuraufenthalt des VW-Busses im Norden Deutschlands.

In der Autowerkstatt

Handwerkliches Können, Engagement und Feingefühl sind gefragt. Es gilt, die Achilles-Fersen eines Oldtimers zu erkennen und passende Lösungen zu finden. Neben unzähligen Farbtests und dem aufwendigen Lackierverfahren bedeutete dies auch, viele technische Reparaturen und Instandsetzungen auszuführen. Die Elektrik wurde verbessert.

Einige Teile mussten komplett ersetzt werden wie die Bremsschläuche und Stoßdämpfer, andere wurden aufgemöbelt wie beispielsweise die neu gepolsterten Vordersitze. Wer sich mit VW-Bussen auskennt, wird verstehen, dass auch ein neuer Kühler nicht schaden konnte. Die Werkstatt wählte einen modernen Kühler mit deutlich besserer Kühlleistung, damit der Bus trotz seiner 50 PS wieder bis hinter die sieben Berge reisen kann.

On the road

Seit 1982 genießt die Familie diese mobile Freiheit. Damals in der Besetzung: Großvater, Großmutter und vier Zwerge – das heißt, sechs Schlafplätze mussten geschaffen werden, das stand für das Familienoberhaupt, einen Ingenieur und Berufsschullehrer, von Anfang an fest. Die anderen fünf waren zunächst überrascht, als der schöne Neuwagen, kaum ein Tag alt und immerhin eine große Anschaffung, im heimischen Garten sein Dach verlor. Nach und nach aber erklärte sich das Handeln des Großvaters – ein Aufstelldach mit Zeltschutz entstand, Mahagoni, Vollholz, Sperrholz wurden verarbeitet, eine Küche mit Zwei-Flammenherd eingebaut und fließend Wasser installiert. Zum Lieblingsplatz für die Kleinsten der Familie wurde die Hängematte quer über den Vordersitzen. 400.000 Kilometer weit ist der Camping-Bus insgesamt gereist und das trotz der tollen Ausstattung zum Teil sehr abenteuerlich: In den kleineren Ferien ging es häufig hinter den Eisernen Vorhang – in die DDR, nach Ungarn und Tschechien. In den großen Sommerferien zum Beispiel über Griechenland mit der Fähre nach Israel, wo auch Krisengebiete durchquert wurden.

Oder in die Türkei, bis zur armenischen und syrischen Grenze, wo damals noch keine Touristen, noch nicht einmal ein Auto je gesehen wurden – bis die deutsche Familie in ihrem grünen Bus auftauchte. Umgehend wurde Freundschaft geschlossen, eine Ziege geschlachtet und ein Dorffest gefeiert. All diese Erlebnisse schweißen natürlich zusammen und wären ohne das Ferienmobil gar nicht möglich gewesen. Das Highlight – da ist man sich in der Erinnerung einig – bildete die große Islandreise. Auf der der VW-Bus ausschließlich mit Expeditionsfahrzeugen konkurrierte, denn Tourismus gab es auch dort noch nicht so wie heute, und sich in allen Situationen bewährte. Sogar einem Sandsturm konnte er einigermaßen trotzen, während ein anderer Van völlig entblößt und ohne einen einzig verbliebenen Lacktupfer daraus hervorging. Ein anschließender Regenguss verwandelte dieses Fahrzeug über Nacht in eine alte Rostlaube.